Vor 6 Wochen fanden wir Zeit einen Kurztripp nach Mannheim zu machen und durften uns die diesjährige Bundesgartenschau ansehen.
Wir haben viele neue Eindrücke mit nach Hause gebracht, die wir mit Ihnen gerne teilen möchten:














Der Louisenpark ist klasse.
Die Buga Mannheim besteht aus zwei weit auseinandergelegenen Teilen, die mit einer Seilbahn (im Eintrittspreis enthalten) verbunden sind. Das ist super gelöst und die Fahrt mit der Seilbahn gibt auch einen schönen Überblick über Mannheim.
Der eine Teil der Buga ist der Louisenpark. Dieser Park wurde in den 70er Jahren als damalige Bundesgartenschau angelegt und im Zuge von 2023 leicht renoviert (das ist uns nirgendwo aufgefallen). Der Park ist zu einer tollen grünen Oase, zu einem perfekten Naherholungsziel und zu einem wunderbaren Naturschauplatz zusammengewachsen. Hier kann man wirklich Zeit verbringen, Natur geniesen und inmitten der Stadt ein wenig Ruhe finden.
Teil des Parkes sind Schaugewächshäuser, ein großer Teich, den man mit einer Ruderboot-Seilbahn befahren kann, schöne Spielplätze und wirklich viel sehenswertes Grün. Teilweise erkennt man noch die Gestaltungsideen der 70er Jahre (z.B. eine Ecke mit verschiedenen japanischen Ahorn, in der sich der stärkste durchgesetzt hat).
Ein wenig schade ist, dass hier viele Wege asphaltiert sind (das ist nicht schön zum Laufen).
Der neue Buga 2023 Teil
Die Buga wirbt mit der nachhaltigsten Gartenschau und mit tollen Ideen. Das Gelände war früher Militärgebiet und musste aufwendig im Boden saniert werden. Trotz dieser anspruchsvollen Leistung, findet man sehr wenig Ecken, bei denen man in Bewunderung über nachhaltige neue Stadtplanung, ausbricht. Der trockene Boden und die extrem heiße Stadtfläche wären ideal für innerstädtische Bepflanzungs- und Klimakühlflächen gewesen. Das milde Klima wäre eine ideale Voraussetzung gewesen, um Tests mit mediterranen Gehölzen zu pflanzen. Der Sandboden wäre eine tolle Demonstrationsfläche "für eine Blütenflor mit wenig Wasser" Pflanzfläche gewesen.
Leider bleibt es bei lauter "wäre gewesen": Die einzige nennenswerte Pflanzung im neuen Teil ist ein kleiner Wald aus 2023 Bäumen. Dieser Streifen ist auch das Nachhaltigste, was nach der Buga bestehen bleibt. Im Endeffekt sieht die Fläche wie eine Ödfläche aus. Wir hatten hier keinerlei Lust verspürt durch diese schattenlose, extrem heiße, langweilige und eintönige Fläche zu laufen und haben uns deshalb eine Fahrt mit der kleinen Bummelbahn gegönnt. Die Kommentare, die wir auf dieser Bahnfahrt aufschnappen konnten, waren bezeichnend (und echt lustig):
"Wahrscheinlich wird hier noch alle 4 Wochen mit Round-Up gespritzt, damit der schöne Ödland Charakter erhalten bleibt."
"Es ist gut, dass ihr nachher in den Louisenpark geht. Man muss sich ja vor dieser extremen Reizüberflutung erholen."
"Ohne Sonnenstich ist ein Besuch dieser Fläche nicht möglich."
"Das Ende des deutschen Gartenkultur."
"Wer auf trockene, unbewachsene Böden steht, kommt hier voll zum Zuge."
"Meine Baustelle daheim ist besser begrünt, als diese Buga."
Diese Defizite in der Gestaltung ziehen sich ungünstigerweise auch in den Hallenschauen und in der Demonstrationsfläche mit grünen Wänden fort. Wir hatten vor 11 Jahren, bei der Floriade in Venlo, die unglaublichen grünen Wände bestaunt. Als Gärtner wollten wir natürlich die Technik, mit der das verwirklicht wurde, sehen. In Venlo mussten wir dazu bei jeder grünen Wand vorsichtig die Pflanzen zur Seite schieben, damit wir den Unterbau sehen. In Mannheim war das nicht nötig: Keine grüne Wand war zu gewachsen, überall waren die Gefäße und die Technik sichtbar: Es bleibt ein unfertiger Eindruck und Systeme, die man bestenfalls als technisch veraltet bezeichnen kann.
Das Lehrreiche der Buga 2023
Was ist unser Fazit und welche Lehren können wir aus diesem Besuch ziehen?
Unser Fazit:
- In den 70er Jahren war die Ziele einer Buga die Schaffung von dauerhaften, schönen Grünflächen für die Bevölkerung. In heutiger Zeit geht es zu oft um hippe Stadtentwicklungsprojekte, von denen kein Bürger (außer denen, die dort wohnen werden) etwas hat.
- Man hat den Eindruck, dass solche Planungen nicht von Garten-Landschaftsarchitekten, sondern von normalen Städteplanern gemacht werden. Das gärtnerische Know-How glänzt durch Abwesenheit.
- Nachhaltigkeit wird in Perversion zu echter Veränderung daher geredet. Eine Fläche nicht oder nicht lebenswert zu gestalten, spart vielleicht Wasser, Boden, Arbeitskraft und Dünger. Wir verstehen unter Nachhaltigkeit aber, wenn für Menschen und Natur Flächen geschaffen werden, die auch Jahrzehnte danach liebenswert sind (wie z.B. der Louisenpark oder bei uns die erste Würzburger Gartenschau).
Unsere Lehren daraus:
- Wir müssen als Pflanzenliebhaber, Hobbygärtner und Gärtner viel mehr darauf hinweisen, dass in der Öffentlichkeit Grünräume geschaffen werden. Die Buga 2023 zeigt mit gutem Beispiel, wie es nicht gehen darf. Wir alle sind in der Verantwortung Politiker und Planer auf mehr Grün und damit mehr Kühle, Sauerstoff und Natur anzusprechen.
- Bei Ödflächen ist der wichtigste Punkt das Schaffen von grünem Schatten: Bäume pflanzen. Wenn die Sommer weiterhin heißer werden, wird ein Schattenplatz immer wichtiger.
- Bewässerung von Bäumen und Stauden (nicht von Rasen) sind wichtige Naturschutzprojekte, die unbedingt weiter ausgebaut werden müssen.
- Wir müssen in der Öffentlichkeit Punkte wie Nachhaltigkeit diskutieren und hinterfragen. Es ist ja schön, wenn der Bagger auf der Baustelle mit Biodiesel oder Akku arbeitet und als Material für eine Mauer umweltzertifizierte Steine verwendet werden. Das sind gute Punkte, aber wenn das Ziel nicht eine dauerhafte, grüne Stadtentwicklung ist, dann braucht es solche "green-washing-Geschichten" auch nicht.
2021 war die Buga in Erfurt ein Traum. 2023 haben wir in Mannheim den Alptraum. Wir empfehlen das Ende der Buga abzuwarten und dann den Louisenpark zu besuchen (der Eintritt war hier vorher über 50% billiger und wird wahrscheinlich auch wieder günstiger werden). Wenn es trotzdem nach Manheim zieht: Der einzige sehenswerte Teil im neuen Bereich sind die Mustergräber. Alles andere kann man sich schenken. Wenn man nicht will, dass die Kinder auf überhitzen Spielplätzen einen Sonnenstich bekommen, dann auf jeden Fall gleich mit der Seilbahn in den Louisenpark fahren und dort den Tag genießen ….
Vielen Dank für die ausführliche Besprechung und Bewertung der Buga. Den Weg nach Mannheim werde ich mir also sparen. Die „mitgeschriebenen“ Kommentare aus der Bummelbahn sind einfach herrlich, ich habe herzhaft gelacht!!!