Spinnt Ihr jetzt komplett?
Das ist so ziemlich die erste Frage, die momentan Kunden in unserer Gärtnerei stellen. Warum? Im Freilandbereich, zwischen den Gehölzen, läuft unsere Schneelanze und schneit die Gehölze ein.

Aber von Anfang an erklärt:
Der Winterschutz ist bei uns extrem wichtig. Bei Temperaturen unter -10°C, tagsüber Sonne und keiner Abdeckung verbrennen die Blätter vieler wintergrüner Arten (Rhododendron, Kirschlorbeer, Bambus). Aber auch laubabwerfende Gehölze trocknen aus. Unsere Kunden erwarten eine gute Qualität, wenn es warm wird. Gehölze mit Winterschäden sind frühestens im Folgejahr ab Juli wieder verkaufsfertig. Deswegen haben wir die letzten Jahre mit Stroh abgedeckt. Das isoliert toll und die Pflanzen sehen gut aus. Der große Nachteil: Es kostet uns im Herbst 10 Tage Arbeit (meist kein Problem) und im Frühjahr gute 14 Tage Arbeit zur Entfernung. Die Frühjahrsarbeitszeit ist ein großes Problem für uns. Gerade in der Saison 2023, wo wir, um Energie zu sparen, erst Ende Februar mit dem Topfen anfangen.
Ausschlaggebend für unsere Beschneiungsaktion war eine Masterarbeit aus der Schweiz (glaube ich zumindestens). Diese ging um die Probleme mit Kunstschnee auf den Pisten. Als Fazit für die Natur wurden zwei Punkte ausgeführt:
- Kunstschnee ist fester und isoliert besser, deswegen leiden Pflanzen, die mehr Kälte benötigen, weil es unter dem Kunstschnee zu warm ist und
- Kunstschnee verkürzt die Vegetationsperiode. Deswegen kommen einige Pflanzen nicht mehr zur Blüte.
Beide Bereiche sind für uns unerheblich und nur für alpine Lagen ein Argument.
Unsere Schneelanze wird mit einem normalen Hochdruckreiniger und mit einem Kompressor betrieben. Dass wir aktuell etwas Wasser verbrauchen, tut unserem Regenwasserspeicher nur gut und schafft wieder etwas Kapazitäten. Wir beziehen Ökostrom, daher sind wir zumindestens auf dem Papier CO2 neutral mit unserer Aktion (natürlich werden wir das nicht machen, wenn der Strommangel akut ist).
Für uns ist es eine einfache Kosten-Nutzenrechnung. 3 Wochen Arbeitszeit mit 4 bis 5 Gärtner kosten einfach ein vielfaches mehr als der Betrieb einer Schneelanze. Selbst wenn wir alle 14 Tage beschneien, kommen wir mit den dadurch entstehenden Kosten auf keine 5% der Kosten einer Strohabdeckung (maximal 5kwh Stromverbrauch für beide Maschinen, entsprich hochgerechnet 2,50 € / Stunde – dazu kommt natürlich auch die Nachtarbeitszeit, weil es einfach tagsüber zu selten kalt genug ist).
Zurück zur Anfangsfrage: Alle, die uns bisher fragten, habe eine zweite Frage nachgeschoben: Kann ich mir das Teil mal ausleihen?







Ein paar technische Information für Kollegen:
Eine Schneelanze bauen ist kein Kunstwerk. Im Prinzip wird hier Luftdruck (6-8 Bar reicht – also ein normaler Kompressor, ohne große Leistung) mit Wasser-Hochdruck gemischt. Unser 400V Kompressor mit 600l / Minute langweilt sich tierisch und schaltet oft ab. Für den Wasserdruck dachten wir zuerst, dass unsere Pflanzenschutzspritze funktioniert. Hier haben wir einen 400V Motor, der gut 45 Bar bringt und ordentlich Wasser ausstößt. Das hat nicht funktioniert. Anscheinend reicht der Wasserdruck dazu nicht aus. Wir haben jetzt einen Hochdruckreiniger, der konstant mit 100 bar läuft und dabei ungefähr 10l / Minute an Wasser verbraucht.
Bei – 3°C (tagsüber) ist der Schnee ziemlich feucht und schwer. Wenn die Luft trocken genug ist (sonniger, kalter Wintertag) klappt die Pappschneeherstellung schon bei -2°C. Ab -4,5°C macht es Spaß. Wir benötigen für 30m² ungefähr eine Stunde, danach wird das Gerät verstellt. Stauden kann man auch 3 – 4 h "zu blasen". Hier besteht ja keine Bruchgefahr.
Die Düse haben wir uns (fürs erste Mal – die nächsten werden wir wahrscheinlich selbst bauen – bei uns sind ja alle möglichen Bewässerungsbauteile vor Ort) bei snow4home gekauft.
Wie die Pflanzen im Frühjahr aussehen, ergänzen wir hier in 4 Monaten.