
Ausbildung zum Gärtner / Zierpflanzenbau, sowie als Floristin
Jedes Jahr, wenn wir neue Azubis bekommen, starten wir mit einem Azubitag. Wir (als Chefs und Ausbilder) nehmen uns einen ganzen Tag Zeit, erklären unseren Betrieb, sprechen über den Ausbildungsverlauf und essen gemeinsam. Das war gestern. Dieses Jahr war es besonders spannend und lustig. Wir hoffen damit, den Einstieg in unsere Gärtnereien leichter zu machen. Außerdem geht es im Endeffekt deutlich schneller, einmalig allen Azubis etwas zu erklären, als mit jeden Einzeln alle Punkte abzusprechen.
Azubis aus 6 Nationen
Wir haben einen bunten Haufen Azubis im Betrieb. Also bunt im Sinne von richtig bunt. Aktuell sind bei uns 9 junge Menschen in der Ausbildung (7 als Gärtner, zwei junge Frauen in der Floristik).
Sie kommen aus Deutschland, Ägypten, Russland, Ukraine, China und (sobald endlich das auswärtige Amt in Duschanbe das Visum erteilt) aus Tadschikistan (dann sind es 10 und alle Plätze sind belegt).
Ausbildung in Deutschland ist so einfach
Arbeitet ihr mit Flüchtlingen? Diese Frage wird meistens als erstes gestellt. Die Antwort ist einfach: Meistens nein (Ausnahme Ukraine). Eine Ausbildung in Deutschland ist auch für viele Bewohner von NICHT-EU-Staaten sehr einfach: Der Bewerber benötigt ein Deutsch-Sprachzertifikat auf Level B1, einen Betrieb, der ihn ausbildet und so viel bezahlt, dass er während der Ausbildung dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegt. Für den Betrieb ist natürlich nicht ganz so einfach: Wir suchen nach günstigen Wohngemeinschaften, fahren Möbel von Freunden zusammen und versuchen einen guten Start zu ermöglichen. Unsere meisten ausländischen Azubis kommen ja mit nur 2 Koffern an. Da fehlt viel für das tägliche Leben.
Nach der bestandenen Ausbildung bleibt ein halbes Jahr Zeit, um in Deutschland eine Anstellung als Geselle zu finden. Nach dem halben Jahr und keiner Anstellung geht es zurück in das Heimatland. Da unsere Azubis ja auf dem ehrlichen Weg nach Deutschland kommen, klappt dies auch sehr gut.
Seit wir diesen Weg kennen und schon gute Erfahrungen damit gemacht haben (und auch weniger gute), ist unser Verständnis für Wirtschaftsflüchtige auf 0% gesunken. Omar unser ägyptischer Azubi hat ungefähr 500 € für Sprachkurs und Flug nach Deutschland bezahlt. Das ist ein Bruchteil des Betrages, den irgendwelche kriminellen Schleuser für Ihre Dienste beim Grenzüberschreiten (oder lebensgefährlichen Seepassagen) verlangen.
Aktuell sind die Deutschkenntnisse (eine Ausnahme) unserer Azubis schon so gut, dass Sie sich, bei Ihrem Einkauf in Schwabach oder Rutzendorf fließend mit ihnen unterhalten können.
So viele Azubis - seid Ihr noch normal?
Das ist die zweite Frage, die meistens gestellt wird. Bei uns in den Gärtnereien sind aktuelle viele Leistungsträger über 50 Jahre alt. Im Gegenzug dazu rechnen wir mit durchschnittlich 6 Jahren, bis aus einem Azubi ein echter Profi (vielleicht sogar mit Meisterprüfung) wird. Wir sehen unsere Azubis daher als wichtige und unvermeidbare Investition, damit die Gärtnereien so aufgestellt sind, dass auch in 10 Jahren noch genügend Fachleute vorhanden sind.
Bravo! Ihr macht das richtig. Mit Weitsicht und Verstand. Und danke für all die Extrameilen, die Ihr für diese Leute und Ihre Ausbildung geht!